Innovationen bereichern unser Leben und sie sorgen in Schwellenländern für Erleichterung. Eine Innovation macht es im Regelfall einfacher und in nahezu jedem Wirtschaftsbereich wird an der nächsten großen Innovation von Morgen gearbeitet.
Innovationen sind für Firmen, aber auch Verbraucher ein unumgänglich, um auf dem neusten Stand der Technik zu bleiben. Niemand möchte gerne auf Dauer das gleiche Smartphone nutzen oder über Jahre hinweg einen Stillstand in der Computertechnik erleben.
Innovationen sind wichtig für die Wirtschaft, in der Erstellung aber oftmals sehr komplex. Deswegen unterscheiden Experten auch drei Arten der Innovationen, um diese näher zu kategorisieren.
Die drei Arten der Innovationen
Die inkrementelle Innovation, also die schrittweise und kleine, die radikale Innovation und die disruptive Innovation. Die disruptive Innovation beschreibt sich vor allem aus der Herstellung des bis heute noch nicht da gewesenen. Sie revolutioniert den bestehenden Wirtschaftsmarkt mit einer vollkommen neuen Entwicklungslösung oder einem gänzlich neuen Produkt.
Die inkrementelle Innovation beschreibt eine schrittweise Verbesserung von bestehenden Produkten und Prozessen – ein gutes Beispiel ist das iPhone, das jedes Jahr ein wenig besser wird, aber das Smartphone nicht grundlegend neu erfindet.
Radikale Innovationen stehen für neue Wirtschaftsgüter und Dienstleistungen, die wesentlich verändert wurden. Durch Ihre Änderungen können komplett neue Märkte entstehen. Ein gutes Beispiel war die Einführung des iPads von Apple.
Die frugale Innovation nimmt noch einen anderen Bereich ein und wird abgesondert der anderen Arten beschrieben – diese werden wir im Verlauf des Artikels näher charakterisieren.
Frugale Innovationen: was ist das genau?
Schlägt man das Wort “frugal“ im Duden nach, gelangt man zu den Worten „schlicht“, „einfach“, „spärlich“, „karg“, und „bescheiden“. Damit sollte sich ableiten lassen, was die frugale Innovation für eine Bedeutung in der Gesellschaft hat.
Die frugale Innovation soll Dinge und Lösungen vereinfachen. Funktionen oder auch technologische Entwicklungen werden auf das Minimum reduziert – Erinnerungen an die disruptiven Innovationen aus dem Hause Ryan Air werden laut. Man fokussiert sich auf die Basics.
Der Grund für diese minimalisierte Ausstattung der vereinfachten Lösungen ist die mögliche Ansprache neuer Käuferschichten mit einem geringen Einkommen. So können diese auch an den Innovationen teilhaben.
Frugale Innovation bedeutet, dass Wirtschaftsgüter, Dienstleistungen und technologische Entwicklungen aller Branchen vereinfacht und nur mit dem Minimum an Ausstattung auf den Wirtschaftsmarkt gebracht werden. Wirtschaftsgüter und Lösungen werden schließlich stark vereinfacht und so günstig wie möglich produziert.
Wo findet die frugale Innovation Anwendung?
An welchen Märkten erschließt sich diese Art der Innovation? Ist auch Deutschland ein Wirtschaftsmarkt für frugale Innovationen?
Frugale Innovationen beziehen sich meist auf Märkte mit einem sehr niedrigen Durchschnittseinkommen, z.B. in Indien oder anderen asiatischen Länder. Die Innovation nach diesem Prinzip soll es den Personengruppen mit einem geringen Einkommen ermöglichen weit über den aktuell vorherrschenden Standard hinaus zu agieren.
Das heißt: Menschen, die z.B. in Indien leben oder in Schwellenländern, können sich von ihrem normalen Einkommen Kleidung, Essen und eine kleine Wohnungen leisten. Ein einfaches Smartphone oder ein spärlicher PC sind dabei schon Luxus und durchaus schwierig zu finanzieren. Setzen nun Firmen und Hersteller auf noch einfachere Geräte, die im Regelfall nur eine absolute Mindestausstattung, besitzen um funktionsfähig zu sein, so können neue Käuferschichten erschlossen werden.
Nun lässt sich die frugale Innovation auch auf andere Kundenbereiche umsetzten. Es muss sich nicht unbedingt um die Smartphonebranche handeln oder um die Computerbranche. Auch die Umsetzung bei Haushaltsgeräten oder im Automobilbereich lässt sich beobachten. Der Tata Nano, das kleinste Auto der Welt, ist dabei ein gutes Beispiel. Die frugale Innovation kann grundsätzlich in allen Wirtschaftsbereichen umgesetzt werden und ist dabei sehr stark auf die Entwicklungsländer ausgerichtet.
Sie kann aber auch in wirtschaftlich starken Ländern wie Deutschland ein Thema werden. Statistiken und Umfragen lassen erkennen, dass zahlreiche deutsche Verbraucher von den hochtechnischen und oftmals sehr teuren Lösungen in vielen Bereichen nicht mehr zu 100% überzeugt sind. Firmen fragen sich aus diesem Zusammenhang immer häufiger: benötigt der Kunde diese Leistung wirklich? Ein gutes Beispiel – wenn auch weit weg von einer klassischen Innovation, beobachte ich derzeit in meinem Freundeskreis: Apple-Jünger, die immer sofort beim neusten iPhone die Kreditkarte zückten, zögern beim neuen iPhone X. Preise jenseits der 1.000€ schrecken sie dann doch ab.
Die frugale Innovation hat das Ziel Wirtschaftsgüter für den breiten Wirtschaftsmarkt zu produzieren. Der Grundgedanke besteht darin Wirtschaftsgüter zu entwickeln, die sich wirklich jeder leisten kann. Eine Kostenreduktion ist dabei eines der Grundprinzipien für Unternehmen. Deswegen werden technische Neuerungen an Geräten auf die Kernfunktionen begrenzt und oftmals auch Teile aus älteren Produktgenerationen, die relativ preiswert zu fertigen sind, verwendet.
Durch die einhergehende Kosten-Reduktion und die großen Mengen treten Skalen-Effekte auf und die Geräte werden für die breite Masse finanzierbar.
Betriebe haben nun die Aufgabe sich mit diesem Thema zu befassen, denn die Denkstruktur sollte – auch in den Industriestaaten – langfristig zur frugalen Innovation gehen. Immer mehr Firmen möchten in den Weltmarkt investieren und Wirtschaftsgüter in Entwicklungsländern – dem Markt für frugale Innovationen schlechthin – importieren.
Dabei müssen sich Wirtschaftsunternehmen häufig in ganz andere Denkmuster versetzen. Dies schaffen Firmen oftmals nur durch Auslandsaufenthalte in den betroffenen Ländern, da ein Grundverständnis der Kultur und des ausländischen Marktes unumgänglich ist.
Die Basis der frugalen Innovationen
Die frugale Innovation soll die Möglichkeit aufzeigen, dass Wirtschaftsgüter mit einem geringen Entwicklungsstandard der breiten Masse an Verbrauchern zu einem geringen Kosten-Faktor zur Verfügung gestellt werden können. Das heißt aber auf keinen Fall, dass die Wirtschaftsgüter eine mangelnde Qualität besitzen oder diese nicht ausreichend Funktionen beherbergen. Das Management dahinter spielt eine wichtige Rolle, um diese Umsetzung zu gewährleisten.
Es ist genau das Gegenteil, denn auch wenn die frugale Innovation auf dem Minimum basieren soll, so folgt diese doch diversen Grundsätzen. Jedes Produkt muss dabei möglichst langlebig sein. Dies ist besonders wichtig, weil die Zielgruppen im Regelfall nicht jedes Jahr ein neues Produkt erwerben möchten oder können. Wäre das der Fall, würde die Kosteneinsparung beim Verbraucher verpuffen. Neben der Robustheit spielt auch die Transportfähigkeit eine enorme Rolle – auch hier müssen Kosten eingespart werden.
Defeaturing als zentraler Punkt
Defeaturing spielt bei frugaler Innovation eine große Rolle, denn es reduziert die Funktionen auf ein Minimum. Unternehmen versuchen in diesem Zusammenhang auch möglichst ungebundene Technologien zu verwenden. Es ist nicht Sinn und Zweck der Innovation ein Gerät anzubieten, welches weitere Technologien benutzen muss, um seine Funktionalität zu entfalten. Dies würde der Philosophie komplett widersprechen. Der Kontakt mit diesem Themenbereich erfordert ein gutes Management und das Verständnis frugaler Innovation.
Das Ecosystem Service ist der letzte Baustein, den Firmen zur Umsetzung nutzen. Dabei geht es um die Gesamtheit der Wirtschaftsgüter samt Finanzierung und Service-Packages. Selbst ein Smartphone für 30 Euro ist in den Entwicklungsländern oftmals nur schwer bezahlbar, sodass die passende Finanzierung – ähnlich wie bei einem Autokauf in Deutschland – gleich mitgeliefert wird.
Werden diese Faktoren und Eigenschaften bei einem Produkt erfüllt, spricht man von einer frugalen Innovation.
Die Bedeutung für europäische Unternehmen?
Europäische Wirtschaftsunternehmen müssen sich natürlich mit diesem Segment befassen. Wird sich der Wirtschaftsmarkt durch die Zielsetzung der frugalen Innovation in naher Zukunft verändern?
Fakt ist, dass Deutsche und auch europäische Wirtschaftsunternehmen eine komplett andere Vorgehensweise anstreben müssen, um langfristig bei dieser Zielgruppe erfolgreich zu sein. Welche Denkmuster ändern sich nun für europäische Wirtschaftsunternehmen?
Firmen sollten sich zwei Fragen stellen. Welche Wirtschaftsgüter erwartet die Zielgruppe? Erwartet die Zielgruppe kostengünstige Wirtschaftsgüter?
Je nachdem wie die Zielgruppe zu definieren ist, sollten Wirtschaftsunternehmen überlegen hochwertige Produkte für den Export anzubieten und entsprechend hochpreisig zu vermarkten. Die Alternative ist es, Produkte speziell für eine Zielgruppe zu erstellen, die ein geringes Einkommen vorweist und auf die frugale Innovation angewiesen ist.
Die Entwicklung von Geräten, die für eine Zielgruppe mit einem besonders geringen Einkommen geschaffen werden, stellt Unternehmen vor eine große Herausforderung. Denn die Wirtschaftsgüter müssen die oben beschriebenen Anforderungen ermöglichen und trotzdem finanziell erschwinglich sein. Eine scheinbar unlösbare Mammutaufgabe.
Des Weiteren muss überlegt werden wo die Waren produziert werden sollen. Das Produktionsland entscheidet maßgeblich darüber welche Produktionskosten entstehen.
Zusätzlich muss sich ein Unternehmen über den Markteintritt informieren. In diesem Zusammenhang ist es wichtig sich entsprechend über die Kosten eines generellen Markteintritts zu informieren, denn die Kosten dieser Bereiche spiegeln die Endkosten für den Kunden wider und sollten ebenfalls auf „Low-Budget“ ausgerichtet sein.
Kosten langfristig senken
Die frugale Innovation basiert auf dem grundlegenden Denkmuster des Minimalismus und kann zusammenfassend als Mischung aus der radikalen und der disruptiven Innovation angesehen werden.
Organisationen in europäischen Ländern müssen dabei umdenken, Kosten müssen nicht nur für ein Produkt langfristig gekürzt werden, sondern auch in anderen Bereichen muss es möglich, sein Kosten zu senken.
Frugale Innovationen spiegeln sich also in vielen Bereichen wider und sollten nicht nur bei der Entwicklung technischer Bereiche ein wichtiges Thema sein. Vielmehr lassen sich die Innovationen auch in anderen Bereichen einsetzen. Wem das Umdenken gelingt, der wird in vielen Bereichen neue Definitionen ermöglichen.
Mögliche Felder für die frugale Innovation
Es wäre in vielen Ländern wichtig Krankenhäuser zu schaffen, die eine entsprechende Qualität und Leistung ermöglichen und trotzdem bei laufendem Betrieb die Kosten überschaubar halten. Wie genau solche Innovationen stattfinden können, ist eine Frage der Imaginations- und Intuitions-Kraft sowie des Loslassens von Denkverboten, die in Wirtschaftsunternehmen leider oftmals nicht erlaubt sind.
Nicht nur der Gesundheitssektor kann davon profitieren, sondern auch die Automobilindustrie. Viele radikale Lösungen gibt es bereits. Ein gutes Beispiel hierfür sind die selbstfahrenden Autos von Google. Diese Innovationen müssen von den Wirtschaftsunternehmen massentauglich gemacht werden. Gerade für Länder wie Indien, Südamerika und Afrika ist es bedeutend, dass Wirtschaftsunternehmen die frugale Innovation langfristig zur Erschließung neuer Märkte nutzen.
Vorreiter Automobilbranche
Die Automobilbranche ist bei den frugalen Innovationen ein echter Vorreiter.
„Bei frugalen Innovationen bestehen große Automobilhersteller nicht auf Exklusivität. Sie wollen die Performance haben zu niedrigen Preisen.“ (Klaus Martin Höfer, online: Gábor Páal)
Es gibt bis heute viele Beispiele für die frugale Innovationen in dieser Branche. Automobilhersteller entwickeln beispielsweise Dieseleinspritzpumpen, die zuerst in indischen Fahrzeugen vorzufinden sind und nun auch bei deutschen Fahrzeugen zum Einsatz kommen. Das zeigt, dass frugale Innovation nicht unbedingt niedrige Qualitäten hervorbringen muss und selbst für bestehende Märkte Möglichkeiten bietet.
Die Bedeutung der frugalen Innovation
Das Fraunhofer IAO beobachtet das Thema frugale Innovationen schon sehr lange. Bereits seit 2008 sind hierzu verschiedene Studien entwickelt worden. Damit hat das Institut lange vor der offiziellen Wortbildung die Forschung begonnen. Die Lösungsansätze wurden damals unter dem Begriff Low-Cost bzw. Cost-Focused Innovation eingeordnet. Auch die BGW-AG St.Gallen, sowie das Institut für Technologiemanagement der Universität St.Gallen beschäftigen sich seit geraumer Zeit mit dem Thema der fragilen Innovation.
In den vergangenen Jahren ist das Interesse an den frugalen Innovationen stark angewachsen. Die zunehmende Bedeutung der Entwicklungsländer hat dazu beugetragen. Heute haben sich verschiedene wissenschaftliche und auch wirtschaftliche Konferenzen und Forschungszentren zum Thema gebildet und langfristig ist die Frage, ob die Industrienationen nicht auch auf diesen Zug aufspringen und sich die Konsumenten kritisch hinterfragen, ob es wirklich eine Luxus-Limousine mit einem sechsstelligen Preis sein muss oder ob ein deutlich kleineres Fahrzeug nicht ebenfalls ausreicht, um von A nach B zu kommen.
Als Wirtschaftsunternehmen wäre es beispielsweise eine Überlegung wert, ein kostengünstiges Produkt zwar vorrangig für die Entwicklungsländer zu entwickeln, wenn sich dieses dort etabliert, können Sie die Kostenvorteile dann jedoch auch in den Industrienationen nutzen und es dort ebenfalls auf den Wirtschaftsmarkt bringen.
Frugale Strömungen- was sagen sie aus
Die Innovationen in diesem Segment sind meistens sehr hochwertige Lösungen, deren Umfang passgenau auf den Kunden oder die Bedarfsgruppe abgestimmt sind. Dieser Bereich wird auch gerne als Strömungen beschrieben, die nun genauer definiert werden sollen:
- Corporate Frugal: Dieser Bereich beschreibt Innovationsaktivitäten von Wirtschaftsunternehmen, die entsprechend umfangreich strukturiert wurden und eine stetige Entwicklung aufzeigen. Dabei wird vor allem auf reduzierte Lösungen geachtet. Durch diese Lösungen haben Wirtschaftsunternehmen beispielsweise die Chance ihr Sortiment gegenüber der Konkurrenz mit einem Niedrigpreis abzusichern.
- Grassroot Innovation: Hierbei spricht man von einer improvisierten Lösung. In der industriellen Entwicklung lassen sich solche Lösungen beispielsweise in den bekannten Do-it-Yourself Bereichen wiederfinden. Diese Lösungsaspekte werden meistens von sehr wenigen Personen betrieben und sind mitunter sehr kostengünstig.
- Reverse Innovation: Diese Innovationen sind vor allem für emergente Märkte bestimmt. Lösungen in diesem Bereich werden vor allem durch die Innovationen und die Anpassungen an das Land und dessen Anforderungen bestimmt. Hier lassen sich als Beispiele die medizinischen Ausrüstungen in Schwellenländern ansprechen.
Was zeichnet eine Frugale Lösung im Detail aus
Die Frugale Lösung wird durch unterschiedliche Aspekte und Merkmale beschrieben. Vornehmlich lassen sich aber diese Merkmale und Eigenschaften finden:
- Zielgruppenorientiert
- Sehr hoher Kundenwert
- Leicht anzuwendende Lösungen
- Preisgünstige Strukturen und Umsetzungen
- Innovationsmanagement mit Nachhaltigkeit
- Lokale Einbindung von Fachkräften und Unternehmen
Weiterführende Links zum Thema „Frugale Innovation“:
www.frugalinnovationnetwork.ch